Synthese

Polymerisation, Polykondensation, Polyaddition

Kunststoffe und Silicone sind Makromoleküle. Die drei wichtigsten Reaktionswege sind die Polymerisation, die Polykondensation und Polyaddition

Viele Schulbücher und Web-Tutorials beschreiben diese Reaktionsmechnismen. Hier werden deshalb nur Reaktionen erläutert, die für die Silicone wichtig sind.

Die Kettenpolymerisation ist ein wichtiger Syntheseweg für Kunststoffe auf Kohlenstoffbasis.

Voraussetzung ist ein ungesättigter Kohlenwasserstoff, wie z.B. Ethen. Bei der Reaktion von Ethenmolekülen bricht eine Doppelbindung auf und ermöglicht so die Verknüpfung von zwei Molekülen - die mit immer neuen Ethen - Monomeren reagieren, sodass die Polymerkette wächst.

Polyaddition von Ethen zu Polyethylen

Polyethen: Die CC-Doppelbindung des Monomers Ethen wird aufgebrochen und es entsteht eine lange C-C-C-Kette

Silicone: Keine Kettenpolymerisation

Im Grundgerüst (Rückgrat) der Silicone sind keine Doppelbindungen vorhanden.

Deshalb kommt eine Kettenpolymerisation bei Siliconen nicht vor.

Die Polykondensation gehört zu den Stufenwachstumsreaktionen. Bei der Reaktion werden kleine Moleküle, wie z.B. Wasser oder HCl abgespalten. Ausgangsstoffe sind Monomere mit mindestens zwei funktionellen Gruppen (z. B. –OH, –COOH, –NH2, –CHO …).

Beispiel Nylon

Polykondensationsreaktion von Nylon

Synthese von Nylon

Eine wichtige Reaktion ist die Kondensation eines Dimers.

Das Dimer kann wiederum weitere Kettenreaktionen eingehen. Es entstehen immer längere Molekülketten.

Dabei werden Makromoleküle, die an jedem Ende eine Funktion tragen (bifunktionale Moleküle) miteinander verknüpft. Im oberen Beispiel sind dies ein Disäurechlorid und ein Diamin. Diese können dann mit weiteren Molekülen reagieren. Bei jeder Kondensationsverknüpfung wird ein Molekül HCl abgespalten.

Die Polykondensationsreaktion ist für die Herstellung von Siliconen sehr wichtig.

Beispiel Siliconöle

Reaktionsformel zur Herstellung von Polysiloxan

Durch Hydrolyse entsteht aus Dimethyldichlorsilan Silandiol.
Durch Polykondensation entsteht im nächsten Schritt ein Siliconpolymer.

Siliconöle bestehen aus langen Siloxanketten.

Ausgangsstoff ist das Monomer Dimethyldichlorsilan:

  • Dieses Monomer hat keine funktionellen Gruppen, die für eine Polykondensation in Frage kommen.
  • Es muss deshalb im einem ersten Schritt hydrolysiert werden.
  • Unter Zugabe von Wasser spaltet sich HCl ab.
  • Die beiden Chloratome werden durch OH-Gruppen ersetzt.

Das neue Monomer Silandiol verfügt nun über zwei funktionellen Gruppen.
So kommt es als Reaktionspartner für eine Polykondensation in Frage.

Die Polykondensationsreaktion schließt sich unmittelbar an:

  • Wassermoleküle werden abgespalten und neue Si-O-Si-Bindungen entstehen.
  • So entsteht ein langkettiges Polymer, das Polydimethylsiloxan („Silicon”): HO-Si(CH3)2-O-Si(CH3)2-O-…

Hydrolyse und Polykondensation laufen simultan und als Gleichgewichtsreaktion ab.

Haftetiketten auf Trägerpapier

Siliconöle werden z.B. als Trennmittel für Etikettenträgerpapiere verwendet.

Das Produkt enthält Polymere mit unterschiedlichen Kettenlängen.

Diese können chemisch aufgetrennt werden. So erhält man „sortenreine“ Siliconöle.

Von den Siliconölen leiten sich diverse weitere Siliconprodukte ab.

Sie kommen durch chemische Funktionalisierung zustande.

Beispiel Siliconharze

Schematische Darstellung zur Herstellung von Siliconharzen

Auch bei der Herstellung von Siliconharzen spielt die Polykondensation eine wichtige Rolle.

Schaubild zur Herstellung von Rohsilicium aus elementarem Silicium

Polykondensation: 2-Komponenten-Kautschuk

Im Kapitel "Herstellung von Siliconen" finden Sie unter "Vom Sand zum Silicon" ein weiteres Beispiel für die Polykondensation.

Sehen Sie sich Schritt für Schritt die Reaktionsgleichungen an: Hier werden zwei Sorten Silicon-Moleküle für einen 2-Komponenten-Kautschuk hergestellt.

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Auch die Polyaddition ist eine Stufenwachstumsreaktion.

Sie kann nur dann stattfinden, wenn die Monomere zwei oder mehr funktionelle Gruppen tragen.

Polyurethan

Polyadditionsreaktion für Polyurethan

Polyaddition von Polyurethan

Die Herstellung von Polyurethan erfolgt nach dem Mechanismus der Polyaddition. Hier regiert z.B. ein 2- oder 3-wertiger Alkohol mit einem Di- oder Triisocyanat ohne dass ein Nebenprodukt abgespalten wird.Aus bifunktionellen Edukten entsteht wie oben gezeigt ein lineares Produkt.

  • Aus trifunktionellen Isocyanaten mit 2-wertigen Alkoholen entsteht ein räumlich vernetztes Produkt.
  • Wird der alkoholischen Komponente noch Wasser hinzugegeben, entsteht in einer Konkurrenzreaktion aus den Isocyanaten Kohlenstoffdioxid. Dieses schäumt das Reaktionsprodukt auf. Diese Schaumstoffe werden für Matratzen (Weichschaum) oder als Hartschäume für Isolierungen genutzt.

Silicone: Katalysierte Polyaddition

Silicone werden über eine katalysierte Polyaddition vernetzt.

Experiment 3 - Animation zur Additionsvernetzung für Sekundarstufe 2

Animationen

Experiment 3 "Reiz des Abbilds" thematisiert die platinkatalysierte Polyaddition eines 2-Komponenten-Siliconkautschuks.
Animationen unterstützen das Verständnis.

Zum Experiment